Nächtlicher Harndrang
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Gesundheit

Nächtlicher Harndrang bei Senioren: Ursachen und Behandlung

Der nächtliche Harndrang („Nykturie“) bezeichnet eine Problematik, welche die Betroffenen dazu zwingt Ihren Nachtschlaf zu unterbrechen, um auf die Toilette zu gehen. Das kann einmal der Fall sein, oder auch deutlich öfter. Die Prävalenz nimmt im Laufe des Lebens deutlich zu und erreicht Ihren Höhepunkt im Seniorenalter.

Mit steigender Häufigkeit führt der nächtliche Harndrang zu einer deutlich eingeschränkten Lebensqualität und wird in der Folge behandlungsbedürftig. Erfahren Sie in diesem Artikel mehr über die Hintergründe, Ursachen und möglichen Gegenmaßnahmen bei nächtlichem Harndrang.

Nächtlicher Harndrang: Die häufigsten Ursachen

Ganz wesentlichen Einfluss auf den nächtlichen Harndrang, hat wie bereits erwähnt das Alter. Sind bis zum 60sten Lebensjahr rund 15% der Menschen davon betroffen, steigt die Zahl danach immer weiter an und erreicht bei den über 70 Jährigen Werte von etwa 50%. Frauen sind dabei häufiger betroffen als Männer, insbesondere wenn sie eine oder mehrere Schwangerschaften hinter sich haben. Die Ursache ist in den meisten Fällen eine Störung der Detrusoraktivität, also der Aktivität des Schließmuskels.

Auch bei bestimmten Erkrankungen wie Diabetes und damit einhergehenden neurologischen Schäden im Nervensystem, kann es zu einer Störung der Detrusoraktivität kommen. Ebenfalls weit verbreitet ist das Trinken von zu viel Flüssigkeit vor dem Schlafen gehen. Besonders koffeinhaltige Getränke wie Kaffee und Cola, aber auch alkoholhaltige Getränke können die Niere zur vermehrten Produktion von Harn anregen.

Was kommt sonst noch in Frage?

Neben den oben genannten Punkten sind Medikamente aus mehreren Wirkstoffklassen in der Lage, den Harndrang direkt oder indirekt zu fördern und damit zum Bild der Nykturie beizutragen. Die bekanntesten Wirkstoffe umfassen die große Gruppe der Diuretika. Diese Medikamente werden bei pathologischen Wasseransammlungen im Körper eingesetzt oder zur Blutdrucksenkung. Die Mobilisierung der Körperflüssigkeiten und der Abtransport gelingen nur auf natürlichem Weg über die Nieren, weshalb Diuretika nicht am Abend eingenommen werden sollen, sondern stets in der Früh.

Sollte man an einer Herzinsuffizienz leiden, kann es unter Umständen dazu kommen, dass Herzglykoside wie Digoxin oder Digitoxin zum Einsatz kommen. Diese Arzneistoffe werden aus Pflanzen isoliert und stärken die Pumpfunktion des Herzmuskels, was sich bei Herzinsuffizienz positiv auf die körperliche Leistungsfähigkeit auswirkt. Bedingt durch die verstärkte Pumpleistung werden ebenso Wassereinlagerungen im Gewebe besser abtransportiert, weshalb auch hier nächtlicher Harndrang vor allem zu Beginn einer Behandlung auftreten kann.

Gibt es spezielle Krankheiten die nächtlichen Harndrang verstärken?

Es gibt eine ganze Reihe von Erkrankungen, welche eine negative Auswirkung auf den nächtlichen Harndrang haben können. Dazu zählen:

  • Geringe Blasenkapazität
  • Blasenüberaktivität
  • Harnwegsinfekt
  • Blasenentzündung
  • Interstitielle Zystitis
  • Chronisch venöse Insuffizienz
  • Diabetes insipidus
  • Chronisches Nierenversagen
  • Beckenbodenschwäche
  • Neurodegenerative Erkrankungen wie Parkinson oder Demenz

Was kann gegen die Nykturie unternommen werden?

Ganz wichtig ist natürlich darauf zu Achten, dass etwa drei Stunden vor dem Zubettgehen nichts mehr getrunken wird. Falls nicht anders möglich, dann möglichst kleine Mengen und nichts koffein- oder alkoholhaltiges. Zudem ist es sehr hilfreich ein Toilettentraining durchzuführen. Bei diesem einfach umzusetzenden Training, geht man alle drei bis fünf Stunden, unabhängig davon ob man aufs Klo muss oder nicht, auf die Toilette. Wird dies über einen längeren Zeitraum kontinuierlich gemacht, stärkt das die Blasenmuskulatur und kann einen wesentlich Beitrag zu einer ungestörten Nachtruhe leisten. In diesem Zusammenhang kann auch Beckenbodentraining bedenkenlos empfohlen werden.

Nykturie bei senioren
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Außerdem ist es gut mit dem Arzt darüber zu sprechen, ob bestimmte Medikamente diese Symptomatik eventuell verstärken könnten. Viel zu oft trauen sich Menschen nicht über diese spezielle Problematik zu sprechen, dabei ist es besonders wichtig. Wie soll sonst der Arzt oder irgendjemand anders helfen können? Im Hinblick auf kleinere Mengen, welche wiederholt unbewusst abgesetzt werden, gibt es in der Apotheke und teilweise auch schon im Drogeriemarkt Ein- und Vorlagen zu kaufen. Diese Produkte sind sehr saugfähig und können bei Bedarf auch tagsüber unbemerkt getragen werden.

Gibt es Medikamente gegen nächtlichen Harndrang?

Ja die gibt es. Nach Ausschöpfung der nicht-medikamentösen Maßnahmen können Wirkstoffe gegen eine Überaktivität der Blase, Stress- und Belastungsinkontinenz verschrieben werden. Sie wirken direkt an der Blasenmuskulatur und lösen Verspannungen und Verkrampfungen in dieser. Auch spontan auftretende Kontraktionen werden abgemildert. Diese Gruppe der sogenannten Anticholinergika muss mit Bedacht eingesetzt werden, da vor allem bei älteren Menschen Nebenwirkungen wie trockener Mund, Verstopfung, Sehstörungen und kognitive Leistungseinbußen stärker in Erscheinung treten, verglichen mit jüngeren Menschen.

Vorzugsweise sollte zu Beginn Trospium probiert werden, das nicht die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann und erst bei nicht ausreichender Wirksamkeit auf andere Wirkstoffe gewechselt werden. Der Beta-3-Blocker Mirabegron steht für Patienten mit Glaukom zur Verfügung, da Anticholinergika den Augendruck erhöhen können. Ebenso können Alphablocker wie Tamsulosin oder aber ADH-Analoga wie Desmopressin verwendet werden. Nach einer gründlichen hausärztlichen, gynäkologischen oder urologischen Untersuchung können unter anderem folgende Wirkstoffe bei nächtlichem Harndrang zum Einsatz kommen:

  • Trospium
  • Solifenacin
  • Tolterodin
  • Darifenacin
  • Oxybutinin
  • Mirabegron
  • Tamsulosin
  • Alfuzosin
  • Finasterid
  • Dutasterid
  • Desmopressin

Die Wirkung dieser Arzneistoffe ist individuell sehr unterschiedlich und kann durch nicht-medikamentöse Maßnahmen verstärkt werden. Deshalb sollte immer eine Kombination aus beiden erfolgen.

Das Fazit

Nächtlicher Harndrang hat viele Gründe und kommt insbesondere bei Senioren gehäuft vor. Zur Vermeidung empfiehlt es sich in erster Linie nicht-medikamentöse Maßnahmen zu probieren. Dazu gehört Beckenbodentraining, Toilettentraining und eine Reduzierung der Flüssigkeitsaufnahme kurz vor dem Schlafen gehen. Sollten trotzdem kleinere Mengen Harn in der Nacht (aber auch tagsüber) abgegeben werden, helfen Ein- und Vorlagen. Die modernen Varianten können problemlos unbemerkt unter der normalen Kleidung getragen werden und fallen nicht auf.

Auch die Medikation kann vom Arzt und in der Apotheke geprüft und angepasst werden. Im letzten Schritt kommen Anticholinergika zum Einsatz, welche die Blasenmuskulatur entspannen und einen Beitrag zur Verringerung des nächtlichen Harndranges leisten können.

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