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Gesundheit

Harn- und Stuhlinkontinenz: Was Senioren dagegen tun können

Inkontinenz wird als typisches Leiden der älteren Generation angesehen. Obgleich das Risiko für eine schwache Blase mit zunehmendem Lebensalter steigt, können auch jüngere Menschen betroffen sein. Für die Patienten gehen Harn- oder Stuhlinkontinenz oftmals mit einem immensen Leidensdruck einher. Sie schämen sich für die Schwierigkeit, Urin oder Stuhl zu halten, sodass sie sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Dadurch kann die Wahrscheinlichkeit, im Alter zu vereinsamen, steigen.

Was ist Inkontinenz und wie lässt sie sich behandeln?

Von einer Inkontinenz sprechen Mediziner, wenn Betroffene ihren Toilettengang nicht willentlich beeinflussen können, sodass der unbeabsichtigte Abgang von Harn oder Stuhl erfolgt. Der Selbsthilfeverband Inkontinenz e.V. schätzt, dass in Deutschland zwischen fünf und acht Millionen Menschen von diesem Leiden betroffen sind. Obgleich dieses unangenehm ist, besteht für sie kein Grund, sich zu verstecken. Um die Lebensqualität im Alter zu erhalten oder zurückzugewinnen, existieren inzwischen verschiedene Behandlungsformen. Ebenso finden sich Gesundheitsunternehmen wie Hollister, die sich dafür einsetzen, Inkontinenzpatienten ein unabhängiges Leben zu ermöglichen.


Bevor es an die Behandlung der Inkontinenz geht, ergibt es Sinn, sich mit den verschiedenen Formen zu beschäftigen. Beispielsweise gliedert sich die Harninkontinenz in vier Kategorien:

Belastungsinkontinenz: Diese auch als Stressinkontinenz bezeichnete Form macht ihrem Namen alle Ehre. Der unfreiwillige Harnabgang tritt vorrangig bei körperlichen Belastungen und Stresssituationen auf. Selbst harmlose Reaktionen wie Lachen, Husten oder Niesen können unwillkürlichen Harnverlust zur Folge haben, ohne dass die Betroffenen Harndrang verspüren. Gleiches geschieht beispielsweise, wenn die Patienten schwer heben. Durch die Anstrengung kann es passieren, dass sich die Blase plötzlich entspannt und Urin austritt.

Reflexinkontinenz: Bei dieser Variante spüren die Betroffenen den Harndrang nicht. Die Entleerung der Blase vollzieht sich unwillkürlich und ohne ihr Zutun. Als Ursache kommt eine Beeinträchtigung der Nerven, die für die Blasensteuerung verantwortlich sind, infrage. Die Form der Inkontinenz tritt teilweise bei Erkrankungen wie:

  • Parkinson,
  • Alzheimer,
  • Multipler Sklerose oder
  • Querschnittslähmung

auf. Ebenfalls können Patienten nach einem Schlaganfall betroffen sein.

Dranginkontinenz: Die Betroffenen verspüren bei diesem Leiden einen plötzlichen Harndrang, obgleich die Blase noch nicht voll ist. Dieser Drang kann häufig, teilweise mehrmals in einer Stunde, auftreten. Ursachen können Harnwegsentzündungen, Nervenschädigungen oder eine Prostataerkrankung sein.

Überlaufinkontinenz: Tritt diese Variante auf, „verlieren“ die Patienten laufend Harn in kleinen Mengen. Sie verspüren keinen Harndrang. Ist die Blase gefüllt, können sie sie nicht vollständig entleeren, sodass Restharn in ihr verbleibt.


Nicht nur die Harninkontinenz lässt sich in mehrere Krankheitsbilder aufteilen. Auch bei der Stuhlinkontinenz unterscheiden sich mehrere Formen.

Inkontinenz ist bei vielen Betroffenen mit Scham verbunden, sodass sie sich aus dem öffentlichen Leben zurückziehen | pixabay.com

Die Stuhlinkontinenz führt bei den Betroffenen oftmals zu Scham und einer starken Beeinträchtigung der Lebensqualität. Wie Studien zeigen, gehört die Einschränkung des Wohlbefindens zu den drastischen Auswirkungen auf die Psyche. Diese Art der Inkontinenz gliedern Mediziner in drei Schweregrade ein. Grad 1 bezeichnet den unwillkürlichen Abgang von Winden, während Grad 2 die unfreiwillige Ausscheidung oder Teilausscheidung von flüssigem Stuhl definiert. Beim dritten Grad können die Betroffenen festen Stuhl nicht mehr zurückhalten. Eine frühzeitige Behandlungs-methode ist bei Stuhlinkontinenz entscheidend, um die bisherige Lebensqualität zu erhalten.

Welche Behandlungsmöglichkeiten für Inkontinenz gibt es?

Bevor es an die Behandlung der Inkontinenz geht, muss ein Arzt die Ursache für das Leiden in Erfahrung bringen. Von dieser hängt die Therapieempfehlung ab. Zu den erfolgversprechenden Behandlungsmethoden gehören beispielsweise:

  • Beckenbodentraining,
  • Blasentraining,
  • Gewichtsreduzierung oder
  • Nahrungsumstellung.

Bei schweren Fällen von Inkontinenz können eine medikamentöse Therapie oder sogar eine Operation Abhilfe schaffen. Das Beckenbodentraining gehört zu den konventionellen Therapien, die sowohl bei Harn- als auch bei Stuhlinkontinenz eingesetzt werden. Es ist für Männer und Frauen gleichermaßen geeignet. Damit die Beckenbodenmuskulatur gestärkt werden kann, ist es wichtig, die Übungen regelmäßig und nach Anleitung durchzuführen. Tipps erhalten Betroffene beispielsweise in speziellen Yoga-Kursen für Senioren.

Bei einer überaktiven Blase im Alter kann gezieltes Blasentraining in Kombination mit dem Beckenbodentraining zum Erfolg führen. Hierbei handelt es sich um die bewusste Umerziehung der Blasengewohnheiten. Beispielsweise erstellen sich die Betroffenen in Zusammenarbeit mit ihrem Arzt einen Toilettenplan und entleeren ihre Blase daraufhin nur zu den bestimmten Zeiten.

Umstellung der Ernährungsgewohnheiten gegen Inkontinenz

Bei einer Stuhlinkontinenz ergibt es Sinn, die konservativen Behandlungsmethoden auszuschöpfen, um den Organismus Betroffener nicht unnötig zu belasten. Resultiert das Leiden aus einer Grunderkrankung, beispielsweise einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung, kann eine gezielte Nahrungsumstellung dem Patienten Erleichterung verschaffen. Vorrangig schwere Kost sowie Lebensmittel, die blähen, sollten aus dem Ernährungsplan gestrichen werden. Dagegen sollte sich die Ernährung auf Ballaststoffe konzentrieren.

Eine gesunde Ernährung wirkt sich nicht nur positiv auf die Harn- und Stuhlkontrolle aus. Im Alter sorgt sie für Fitness, um die schönen Dinge des Lebens zu genießen | pixabay.com

Hilfreich kann es sein, wenn die Betroffenen ein Stuhltagebuch führen. Dieses erhalten sie beispielsweise bei der Deutschen Kontinenzgesellschaft. Mit seiner Hilfe lässt sich nachvollziehen, wie und ob eine Veränderung der Ernährungsgewohnheiten sich auf die Beschwerden auswirkt.

Stuhlinkontinenz mit Medikamenten oder einer OP bekämpfen

Teilweise können Medikamente die Stuhlkontinenz fördern. Betroffene können ihren Hausarzt auf entsprechende Beschwerden ansprechen und bitten, ihnen eine unproblematische Alternative zu verschreiben. Zum Teil erhalten sie sogar Arzneien, die den unwillkürlichen Stuhlabgang gezielt bremsen. Ein gutes Beispiel stellt Loperamid dar. Hierbei handelt es sich um einen Wirkstoff, der die Stuhlkonsistenz verdicken kann. Gleichzeitig kann er den Schließmuskel stärken und sich positiv auf nervale Effekte auswirken.

Wenn auch diese Maßnahme nicht zum Erfolg führt, stellt eine Operation den letzten Ausweg dar. Hierbei lassen sich mehrere chirurgische Eingriffe unterscheiden. Beispielsweise können die Ärzte den muskulären Beckenboden gezielt verwenden oder verstärken. Ebenso gelingt es, Defekte am Schließmuskel zu reparieren oder den Muskel aufzubauen. Zu dem Zweck werden spezielle Substanzen injiziert, die das Muskelgewebe aufpolstern. Selbst ein Schließmuskelersatz kann Betroffenen bei starker Stuhlinkontinenz eingesetzt werden. Alle diese Maßnahmen sind irrreversibel.

Wer einen Eingriff, der sich bei Bedarf rückgängig machen lässt, vorzieht, kann mit seinem Arzt über einen Darmschrittmacher sprechen. Eine entsprechende Operation wird auch SNS oder Sakrale Nervenstimulation genannt. Sie ist im Vergleich zu direkten Eingriffen am Schließmuskel weniger invasiv. Dagegen zielt sie darauf ab, inaktive Endstrecken der Nerven zu stimulieren. Dadurch können Symptome der Stuhlkontinenz in Schach gehalten werden. Allerdings kommt die Therapie nicht für alle Betroffenen infrage.

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